Er war scheinbar der "moderne" Sachsenkönig - Kurt Biedenkopf. Nach seiner langen Amtszeit als Ministerpräsident bekam sein Image als Landesvater Kratzer. Fotonachweis: Manuela Manay / stock.adobe.com

König Kurt ist tot

Kurt Biedenkopf, ein bekannter und verdienter CDU-Parteisoldat, ist tot. Er verstarb am 12. August 2021, 91-jährig. Seinen beeindruckenden Lebenslauf, mit einer Vielzahl von Ämtern, kann auf seiner persönlichen Website nachgelesen werden. Viele Sachsen nannten ihn „König Kurt“ – auch eine Kritik an seinem oft als selbstherrlich empfundenen Regierungsstil und dem manchmal wenig taktvollen Umgang mit Parteifreunden. Er genoss aber bis zu seinem Tod hohe Popularität in Sachsen – auch deshalb, weil er sich trotz seiner Westherkunft als einer der energischsten Verfechter der Interessen Ostdeutschlands profilierte. Dabei hatte er jedoch nicht immer, um es vornehm auszudrücken, eine glückliche Hand.
In Erinnerung bleibt den Menschen in Sachsen das Drama um die missglückte Privatisierung der beiden sächsischen Unternehmen Germania Chemnitz und Foron. Erste war mit dem Bau von Chemieanlagen groß geworden. Der indische Investor bekam dieses Unternehmen für den symbolischen Kaufpreis von einer Mark, erhielt zudem zusätzlich 100 Mio. Mark Investitionshilfe aus Steuergeldern, zudem wurden 68 Mio. Mark Schulden erlassen. Weitere Investitionen seitens des Investors kamen wieder erwarten nicht. Als Erstes wurde sogar der Bereich Forschungs- und Entwicklung geschlossen. Schon Ende 1994 hatte Germania-Betriebsrat Jürgen Andreas an den Landtag, das Wirtschaftsministerium und die Treuhand-Nachfolgerin BvS appelliert: Der Firma drohe der Konkurs, wenn man nicht „dem Management das Handwerk“ lege.
Pikant: Biedenkopfs Bruder Gerhard war von 1992 bis 1994 Aufsichtsratsvorsitzender. Aber so ist das halt, in einem System, wo es nur ums Geschäft geht.
Biedenkopf studierte Jura. Mit zwei einjährigen Studien- und Forschungsaufenthalte an der Georgetown University in Washington D.C. wurde die Grundlage für seine spätere politische Karriere gelegt.  Wikipedia vermerkt über die Uni Folgendes: „Die Georgetown-Universität in Washington, D.C., ist die älteste römisch-katholische, von Jesuiten geleitete, Universität in den USA. Sie hat ihren Sitz im noblen Washingtoner Stadtteil Georgetown und ist eine der weltweit renommiertesten Universitäten.“ Diese Universität ist zwar nicht Mitglied der Ivy League, die die renommiertesten Universitäten des Landes umfasst. Jedoch ist es eine Kaderuniversität, wenn es um die Ausbildung des politischen Nachwuchses geht. Biedenkopf promovierte und habilitierte sich. Er wurde Professor für Jura in Frankfurt am Main, Tübingen und an der Ruhr-Universität Bochum, der er als Rektor diente. Noch im (Un-)Ruhestand war er Förderer des Akademischen – zuletzt für die private Hertie School of Governance. Übrigens, eine private Universität, nach eigenen Angaben, mit Studenten aus 50 Ländern, an der gelehrt wird, wie öffentliche Verwaltung geht. 
Obwohl der private Lebenslauf sehr detailliert scheint, so fehlt doch eine nicht ganz unwichtigste Aufgabe – Biedenkopf war Mitglied der Trilateralen Kommission. Gegründet wurde diese von David Rockefeller und Zigbniew Brezinski. Bei der Trilateralen, abgeleitet aus den drei Herkunftsregionen (Amerika, Europa, Asien), handelt sich dabei um eine ebenso geheimnisvolle Organisation, wie die der Bilderberger. Hat Biedenkopf also gute Gründe gehabt, diese Mitgliedschaft zu verschweigen? Hans-Jürgen Krysmanski, emeritierter Professor für Soziologie an der Universität Münster, bezweifelt zudem den privaten Charakter von Konferenzen wie Bilderberg oder Davos und Vereinigungen wie der Atlantik-Brücke, des Council on Foreign Relations, des European Council on Foreign Relations oder der Trilateralen Kommission.
Wer sich mit der Steuerung der Bundesrepublik beschäftigt, wird schnell verstehen, dass ein Mann wie Biedenkopf nicht per Zufall eine politische Karriere in der CDU und bereits, als er seinen Zenith dort überschritten hatte, mit dem Amt des sächsischen Ministerpräsidenten entlohnt wurde. Jeder „auserwählte“ Politiker an Schlüsselpositionen hat mindestens eine Aufgabe und wird an Ihrer erfolgreichen Umsetzung gemessen. Die Episode der Unternehmensprivatisierung zeigt einmal mehr, dass Politiker vom Schlage Biedenkopf mit Geld nicht umgehen konnten oder es Ihnen egal war. Es war doch nicht ihr Geld, sondern das des Steuerzahlers.

 

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